Berlingo, Combo und Caddy: Darf’s ein bisschen höher sein?

Berlingo, Combo und Caddy: Darf’s ein bisschen höher sein?

Der Hochdachkombi als Nebeneffekt der Achtundsechziger, Schwerter zu Pflugscharen, die Metamorphose des Handwerkerkarrens zum multitalentierten Familienfreund? Das war einmal. Heute konkurrieren die Volumenwürfel mit Vans und struppig buntem Crossover-Gewächs.
Gewächs – gutes Stichwort. Die Kisten haben ein fast unheimliches Wachstum hinter sich. Sie sind höher, länger und breiter als ihre Vorgänger. So legt der auf dem Fiat Doblò basierende Opel Combo gegenüber seinem Vorgänger (Basis: ehemaliger Corsa) in der Höhe 16 und in der Länge sechs Zentimeter zu. Kein Wunder, dass Fans der wuseligen Ursprungs-Kombis schon den Verlust der einstigen Cleverness beklagen. Damals, als Kangoo, Berlingo und Co. innen noch größer schienen als außen.

Opel Combo 1.6 CDTi Edition ohne Klimaanlage
Heute sind sie innen wie außen vergleichsweise mächtig. Mancher fühlt sich fast verloren angesichts einer Dachhöhe, deren Konstrukteure anscheinend Basketballer als den 95-Prozent-Typ ausgemacht haben. Was soll‘s, wo sonst bekommt man sonst so viel Frachtraum zu überschaubaren Tarifen? Mit rund 22.000 Euro ist der Opel Combo 1.6 CDTi in der Edition-Variante hier zwar der Günstigste, verzichtet dafür aber auf eine serienmäßige Klimaanlage. Womit er sich in guter Gesellschaft befindet, denn auch Deutschlands beliebtester Hochdach-Vertreter VW Caddy 1.6 TDI BMT lässt Kunden ohne Saunaambitionen löhnen, und zwar zwischen 1.392 und 1.672 Euro (Klimaautomatik).
Der Citroen Berlingo Multispace HDi 115 kostet als Exklusive mit 24 .500 Euro zwar etwas mehr, macht seinem Beinamen jedoch Ehre. Ob Klimaautomatik, Stereoanlage, Licht- und Regensensor, Tempomat, Parkhilfe hinten, Sonnenrollos, dunkle Scheiben im Fond oder Dachgalerie: Hier ist Exklusives inklusive. Überhaupt legt der Franzose mit seinen mehrfarbigen Sitzbezügen und Oberflächen den poppigsten und pfiffigsten Auftritt hin, der vor allem Kinder begeistern dürfte. Sein Modutop-Dachhimmel mit Ablagen und Lüftungsausströmern erinnert ans Interieur von Passagierflugzeugen und schafft Platz für Dinge, die man dort vermutlich nie wieder findet.
Der Opel Combo 1.6 CDTi zielt dagegen konsequent auf Pragmatiker. So schmerzfrei man ihn mal eben von Fiat Doblò auf Opel Combo umetikettiert hat, so praktisch fühlt sich der Maxi-Würfel auch an. Er hält sich nicht lange mit buntem Tingeltangel auf, weckt den Trucker im Papi. Abwaschbarer, leicht speckiger Hartkunststoff, Maxi-Frontscheibe und Außenspiegel, aufrechte Sitzposition hinter dem weit verstellbaren Lenkrad und vor allem Platz – viel Platz. Bei hochgestellten Rücksitzen sind es maximal 3.200 Liter.

Opel Combo mit 407 Kilogramm Zuladung, VW Caddy mit 701
Wem es also nur auf die Größe ankommt, der könnte hier eigentlich aufhören zu lesen. Dann würde ihm allerdings die mit 407 Kilogramm viel zu niedrige Zuladung des Opel Combo 1.6 CDTi entgehen. Der VW Caddy darf mit 701 kg deutlich mehr schleppen. Auch er ist tendenziell nutzfahrzeugig und mit hohem Hartplastikanteil versehen, bietet aber eine hochwertigere Anmutung als der Opel Combo. Caddy-Instrumente und Bedienelemente sehen aus wie in Golf oder Polo und fühlen sich auch so an.
Passend zum Pkw-Anspruch läuft sein 1,6 Liter großer TDI geschmeidig, wird allerdings durch das zwar exakt schaltbare, aber lang übersetzte Fünfganggetriebe gelähmt. Der Opel Combo 1.6 CDTi bietet als Einziger sechs Gänge, was die Drehzahl niedrig hält (etwa 3.000/min bei 160 km/h), am nagelig-metallenen Selbstzündersound jedoch wenig ändern kann. Immerhin kehrt beim Ampelstopp Ruhe per Start-Stopp-System ein. Doch Vorsicht beim Losfahren: Kupplung und Gas unbedacht choreografiert, und die Fuhre steht, legt erst nach neuem Schlüsseldreh los – das nervt gewaltig.
Im VW Caddy 1.6 TDI BMT funktioniert die Technik zuverlässiger, der Citroen Berlingo Multispace HDi 115 verzichtet ganz darauf, zudem missfällt das labberig geführte Getriebe. Spezialität: Unbedarfte in die Sechste-Gang-Falle locken. Das geht so: im fünften Gang relativ hoch drehen (3.000/min bei 130 km/h) und in der Getriebekulisse freie Bahn zum potenziellen Sechsten schaffen. Nur dass da der Rückwärtsgang lauert, was bei Autobahntempo für Partystimmung im Antriebsstrang sorgen könnte, auf jeden Fall aber für ein mulmiges Gefühl beim Fahrer. Vorteil der kurzen Übersetzung: quirliger Eindruck und gute Elastizität.