TT , Z4, SLK Boxster im Test: Auf die Rennstrecke statt vors Eiscafé

TT , Z4, SLK Boxster im Test: Auf die Rennstrecke statt vors Eiscafé

Noch bevor die Kugel Stracciatella in der Waffel landet, steht der neue Porsche Boxster S oben ohne in der Sonne und verblüfft die elitäre Roadster-Gang. Schneller öffnen nämlich weder der Audi TT RS Roadster (zwölf Sekunden) noch die beiden Blechfalter BMW Z4 und Mercedes SLK – sie brauchen je 20 Sekunden und müssen dabei stillstehen.

Während der langen Testfahrt über Land zeigen die vier eigenständigen
Charakter: Der Porsche Boxster S (ab 59.120 Euro) verkörpert den ausgewogenen Sportler, der nun besser federt als früher, der Audi TT RS Roadster (ab 59.600 Euro) mehr den kräftigen Brummer mit bester Traktion. Der BMW Z4 35is (ab 57.300 Euro) zieht ähnlich satt, enttäuscht aber mit seinem kippeligen Fahrverhalten. Der Mercedes SLK (ab 52.300 Euro) geht und brüllt nicht so brutal, federt dafür aber sanft. Und wie ist‘s auf der Rennstrecke?
Porsche Boxster S hat mit 315 PS am zweitwenigsten Leistung
Wir erhöhen das Tempo, steuern auf den kleinen Kurs von Hockenheim und schicken den Neuling aus Zuffenhausen zuerst an den Start. Obwohl der Sechszylinder des Porsche Boxster S mit 315 PS am zweitwenigsten Leistung hat, beschleunigt er in nur 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h und schlüpft mühelos durch die 11 Kurven. Wie er diese Leichtigkeit hinbekommt? Er wiegt mit 1.442 Kilogramm weniger als seine Konkurrenten und hat das beste Leistungsgewicht: 4,6 kg/PS.
Seine fein dosierbaren, bissigen Bremsen erlauben zudem die spätesten Bremspunkte. Für einen Notstopp aus 100 km/h braucht er nur 33 Meter. Jetzt ist jedoch das andere Extrem gefragt, die beste Rundenzeit. Dafür faucht der Porsche Boxster S noch mal um den 2,6 Kilometer langen Kurs, knallt im optionalen Sport-Plus-Programm sechs der sieben Gänge (Nummer sieben ist eine Sparstufe) durch das Doppelkupplungsgetriebe, lenkt mit viel Rückmeldung sehr direkt ein und bleibt bei etwas Gas stabil am Scheitelpunkt, stützt sich perfekt auf die Hinterräder und beschleunigt wunderbar aus den Kehren. Dabei hinterlässt er nie ein angestrengtes Gefühl. Traktion ist auf trockener Piste ebenfalls kein Problem – und solange der Porsche Boxster S leicht unter Zug bleibt, setzt auch das Heck nicht zum Überholen an. Am Ende zeigt die Messtechnik die Rundenzeit: 1:13,8 Minuten. Wow, fast so schnell wie der 911 Carrera S.

Audi TT RS Roadster macht es dem Fahrer einfach
Zum Glück hat der Audi TT RS Roadster die Zeit des Porsche Boxster S nicht gesehen, womöglich hätte er sich gar nicht angestrengt. Dabei macht er es seinem Fahrer denkbar einfach: Lenkung, Gasannahme, Bremse – alles wirkt harmonisch und auf hohem Niveau. Man muss kein Profi sein, um diesen Wagen sehr schnell zu bewegen. Genau genommen ist der Audi TT RS Roadster wie eine Traumfrau: Er verzeiht viel und zickt nie rum. Seine schnelle Runde beginnt er mit einer 450-Newtonmeter- Turbokeule, die ihn aus dem Stand in nur 4,4 Sekunden auf Tempo 100 spuckt. Und dank Allradantrieb kommt all die Kraft perfekt auf die Gerade.
Dann jagt er in die erste Kurve. Puhhh, die war zu schnell angegangen, was die quietschenden Vorderräder mit Untersteuern quittieren. Auch in der nächsten Ecke gibt seine Lenkung weniger Rückmeldung als die des Porsche Boxster S. Zudem ist der Audi tendenziell untersteuernder, drückt bei Lastwechsel gern mit dem Heck und braucht am Kurvenausgang ein paar Meter mehr Platz. Sein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe wäre perfekt, wenn es so schnell runter wie hoch schalten würde. Und seine Bremsen dürften noch kräftiger zupacken, was die 36,1 Meter von 100 auf null km/h zeigen. Die zweite Runde läuft besser, der Audi will mit weniger Power in die Kurve geführt werden, dann zieht er spürbar flüssiger um die Ecken und ist schneller auf den Geraden. Seine beste Rundenzeit: 1:15,5 Minuten.
Gänsehaut-Sound mit Biturbo-Reihensechszylinder
Nun darf der BMW Z4 35is brüllen. Und wie. Sein Biturbo-Reihensechszylinder erzeugt ähnlichen Gänsehaut-Sound und schnippst den Wagen mit 500 Newtonmeter kraftvoller nach vorn – egal bei welchem Tempo. Dass er beim Standardsprint mit fünf Sekunden dem Audi den Vortritt lässt, liegt an seinem höheren Leergewicht und der schlechteren Traktion. Auf der Jagd nach der besten Rundenzeit wird sein Fahrwerk zum Handicap.