BMW 6er, Mercedes SL und 911er: Luxuscabrios mit Sportwagenseele

BMW 6er, Mercedes SL und 911er: Luxuscabrios mit Sportwagenseele

Wäre der Gang ins Kloster doch der Einschreibung an einer Universität vorzuziehen? Hätte die Ehe mit jemand anderem länger gehalten? Sollte man wirklich alles auf die 13 setzen? Häufig dominiert der Konjunktiv – der so genannte Irrealis – die Gedanken, am liebsten mit der Frage: Was wäre, wenn sich ein prall gefüllter Geldkoffer zu mir verirren würde? Beim Thema Auto schieben sich dann flugs Modelle wie der BMW 650i und der Porsche 911 Carrera S ins Bewusstsein, gerne offen, der Mercedes SL 500 sowieso. In ihm sollen sich Fahrer und Beifahrer offenbar so wohl fühlen wie auf ihrer letzten Kreuzfahrt, auch wenn ihnen nicht die üppigsten Innenmaße zur Verfügung stehen. Dafür genießen sie dank großzügiger Verglasung bei geschlossenem Dach das beste Raumgefühl und auch nach Messwerten die am wenigsten eingeschränkte Rundumsicht. Besser als jede Sonnenliege: die in alle erdenklichen Richtungen verstellbaren Multikontursitze, deren Position tatsächlich das Attribut Super der Modellbezeichnung rechtfertigt. Neuer Mercedes SL 125 Kilogramm leichter? Und leicht? Immerhin verspricht der Hersteller, dass der neue Mercedes SL gegenüber dem Vorgänger 125 Kilogramm weniger auf die Waage bringt. Zwischen den entsprechenden Testwagen ergibt sich jedoch eine Differenz von lediglich zehn Kilogramm zugunsten des aktuellen Mercedes SL 500. Demnach bekommt es sein doppelt aufgeladener V8 immerhin mit knapp 1,9 Tonnen zu tun. Nur das BMW-Triebwerk muss nochmals über drei Zentner mehr stemmen, das Porsche-Aggregat werkelt dagegen im Heck einer mit unter 1,6 Tonnen vergleichsweise leichten Karosserie. Geht es um Längsdynamik, zeigt sich der Mercedes SL 500 ziemlich unbeeindruckt von seinem Gewicht. Bereits knapp über der Leerlaufdrehzahl, bei rund 1.600/min, schubst der Direkteinspritzer einen monströsen 700-Newtonmeter-Brocken Drehmoment auf den übrigen Antriebsstrang, kompositorisch begleitet vom warmen, dezenten Brodeln der acht Töpfe. Die geschickt gespreizte, sehr sanft arbeitende Siebenstufen-Automatik verarbeitet ihn dann im Handumdrehen zu einer Zeit von 4,6 Sekunden für den Sprint von null auf 100 km/h. Und was passiert am Ende der Geraden? Auftritt ABC-Fahrwerk. Die Vierlenker-Vorderachse (mit Zugstrebe und Federlenker statt unterem Dreiecksquerlenker) sowie die Hinterachse bekommen dabei Unterstützung von einem hydraulischen Stellzylinder im Federbein. Dessen Regelelektronik unterbindet zudem Wank- und Nickbewegungen des Mercedes SL 500. Ebenfalls neu: eine elektromechanische Lenkung. Mercedes SL 500 mit souveränem Komfort Wie die Kombination funktioniert? Auf der Landstraße prima, vor allem im Sport-Modus, der lästige Vertikalbewegungen eliminiert. Dennoch bleibt viel mehr souveräner Komfort übrig, als BMW 650i und Porsche 911 Carrera S bieten. Der Mercedes SL 500 lenkt direkt ein und folgt Kurvenradien mit einem weitgehend neutralen Eigenlenkverhalten. Die Ergebnisse der Fahrdynamik-Prüfungen belegen, dass sich der Zweisitzer vom BMW distanziert, wenngleich nicht außerordentlich – das bleibt dem Porsche 911 vorbehalten.